Die Frage sieben

Bekenntnis im Sozialismus

Es war im Jahre 1968. Die Tschechoslowakei erwachte aus ihrem Winterschlaf. Der Prager Frühling brach an. Menschen gingen auf die Straße. Sie feierten das Ende des Sozialismus. Doch die Tschechen hatten sich zu früh gefreut. Die Blüten der Freiheit wurden schnell von russischen Panzern niedergewalzt.

Auf dem Höhepunkt des Prager Frühlings wurde in einem tschechischen Freilichttheater ein Stück aufgeführt. Die riesige Naturtribüne war bis zum letzten Platz gefüllt. Da trat ein junger Schauspieler auf die Bühne. Das Publikum sah ihm erwartungsvoll ins Gesicht. Der Schauspieler fing an, doch aus seinem Mund kam nicht der erwartete Text. Er sagte nur einen einzigen Satz: "Gelobt sei Jesus Christus". Für einen Moment war es ganz still in dem großen Theater. Dann antwortete das Publikum mit einem donnernden Echo: "In Ewigkeit. Amen".

Es dauerte nicht lange, dann stürmten Ordner nach vorne und holten den jungen Schauspieler von der Bühne. Das Theaterstück wurde abgebrochen. Die Zuschauer mussten nach Hause gehen. Was blieb, war das Bekenntnis eines jungen Mannes. Mitten in einem sozialistischen Land, nach mehr als 20 Jahren atheistischer Propaganda, kannte er den Satz, mit dem früher einmal der Gottesdienst eröffnet wurde: "Gelobt sei Jesus Christus". Und das Publikum wusste die Antwort: "In Ewigkeit. Amen".

Der Prager Frühling, der übrigens im August stattfand, hatte zwei geschichtliche Vorläufer: den Volksaufstand in Ungarn im Jahr 1956 und den Arbeiteraufstand in der DDR am 17. Juni 1953, der sich am kommenden Dienstag zum 50. Mal jährt. Der Aufstand der Ostdeutschen war zunächst ein Protest gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen, entwickelte sich jedoch im Laufes eines Tages zu einem Kampf für die politische Freiheit.

Der amerikanische Spielfilm "Question seven" (1960) von Stuart Rosenberg beschreibt die Gewissensnot eines jungen Pfarrerssohnes, der sich in der DDR der 50er Jahre zwischen seinem christlichen Bekenntnis und einer Karriere als Konzertpianist entscheiden muss. Er soll in der Schule einen Fragebogen ausfüllen und bekennt sich schließlich - unter Frage sieben - zum Glauben seines Vaters.


 

 

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