Das eigene Leben leben

Die fünf Phasen der Trennung

Jede Trennung ist ein kleiner Tod. Diese Erkenntnis liegt dem Fünf-Phasen-Modell zugrunde, das von den Schweizer Psychologinnen Elisabeth Kübler-Ross (1926-2004) und Verena Kast (geb. 1943) entwickelt worden ist. Demnach bewältigt jeder Mensch existenzielle Krisen wie den Tod eines Angehörigen oder die Trennung von einem Lebenspartner nach dem folgenden Schema:

Phase 1: Leugnen. "Mein Mann hat mir gesagt, dass er sich von mir trennen will. Aber ich glaube nicht, dass er es ernst meint. Wir kennen uns schon viele Jahre und haben bisher alle Krisen gemeistert. Ich bin sicher: Er wird morgen mit einem Blumenstrauß vor der Tür stehen, wir werden gemeinsam einen Cappuccino trinken - und dann wird alles wieder gut".

Phase 2: Wut und Zweifel. "Wie kann er mir das antun? Ich habe ihm die besten Jahre meines Lebens geschenkt. Wir haben gemeinsam ein Haus gebaut und Kinder in die Welt gesetzt. Und jetzt lässt er mich einfach im Stich wegen einer anderen Frau, die er noch kaum kennt, die ihn aber angeblich viel besser versteht. Bin ich ihm etwa nicht mehr gut genug?".

Phase 3: Verhandeln. "Vielleicht lässt er sich noch einmal umstimmen? Ich gebe zu, dass er nicht an allem Schuld ist. Auch ich habe Fehler gemacht. Ich habe mich zuviel um die Kinder und zuwenig um ihn gekümmert. Aber ich bin gerne bereit an mir zu arbeiten. Wir können doch zusammen eine Paartherapie machen. Vielleicht können wir unsere Beziehung noch retten?".

Phase 4: Neuorientierung. "Ich habe erkannt, dass ich meinen Mann nicht mehr zurückgewinnen kann. Darum werde ich ihm einen neuen emotionalen Platz zuweisen: Er ist zwar nicht mehr mein Mann, aber er ist weiterhin der Vater unserer Kinder. Die Kinder werden aus meinem Munde niemals ein negatives Wort über ihren Vater hören".

Phase 5: Akzeptanz. "Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit meinem Ex-Mann verbringen durfte. Ich akzeptiere seine Entscheidung für eine neue Frau und wünsche den beiden, dass sie miteinander glücklich werden. Ich freue mich auf die Freiheiten, die ich als frisch gebackener Single genießen darf, und bin zugleich offen für eine neue Partnerschaft".

Wie lang der Weg vom "Leugnen" bis zur "Akzeptanz" ist, entscheidet jeder Mensch selbst. In ihrem Buch "Abschied von der Opferrolle" (1998) fordert Verena Kast dazu auf, in Beziehungskonflikten die Schuld nicht nur beim Partner zu suchen, sondern selbst Verantwortung zu übernehmen: "Mit einem gesunden Selbstwertgefühl wird es möglich, erstarrte Positionen aufzugeben und das eigene Leben wirklich zu leben".


 

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