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Als wär's ein Stück von mirVom Wert der Freundschaft "Ich hatt' einen Kameraden, / Einen bessern findst du nit. / Die Trommel schlug zum Streite, / Er ging an meiner Seite / In gleichem Schritt und Tritt". Dieses Gedicht stammt aus der Feder von Ludwig Uhland, der im Jahre 1809 an dem Feldzug der Badener teilnahm, die unter französischem Befehl gegen die aufständischen Tiroler vorgehen mussten. Dabei fiel auf österreichischer Seite ausgerechnet der Hauptmann Leo von Seckendorf, ein Freund und Förderer Uhlands: "Eine Kugel kam geflogen, / Gilt's mir oder gilt es dir? / Ihn hat es weggerissen, / Er liegt mir vor den Füßen, / Als wär's ein Stück von mir". Uhlands Gedicht zeugt von dem namenlosen Schrecken des Krieges, von der Willkür des Schicksals, das den einen ereilt und den anderen verschont, aber auch von der wahren Freundschaft, die Grenzen überwindet: nicht nur die Grenze zwischen verfeindeten Völkern, sondern auch die Grenze zwischen Leben und Tod. Darum gilt dieses Gedicht in der von Friedrich Silcher 1825 vertonten Fassung als heimliche deutsche Hymne, die zum Volkstrauertag genauso gehört wie "O du fröhliche" zum Heiligen Abend. Alle Versuche, das Lied vom guten Kameraden als "gewaltverherrlichend" einzustufen und durch Ludwig van Beethovens "Eroica", Frédéric Chopins "Marche funèbre" oder Richard Wagners Vorspiel zum "Parsifal" zu ersetzen, sind gescheitert. Auch am 19. November bei der zentralen Feierstunde des Deutschen Bundestages wird dieses Lied - zumindest in instrumentaler Fassung - erklingen. Wie gut, dass viele ehemalige Feinde heute unsere Freunde sind: So singen z.B. die Holländer "Ik had een wapenbroeder", die Franzosen "J'avais un camarade" und die Engländer "I had a comrade". Auch der Schriftsteller Carl Zuckmayer hat erkannt, wie wichtig gute Freunde für sein Leben waren. Darum wählte er als Titel für seine im Jahre 1966 erschienene Autobiografie: "Als wär's ein Stück von mir".
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