|
Auch für michDer rechte Zettel Am heutigen Weißen Sonntag feiern viele katholische Gemeinden das Fest der Erstkommunion und einige evangelische Gemeinden das Fest der Konfirmation. Auch die jüdische Gemeinde feiert die Religionsmündigkeit, allerdings nicht an einem bestimmten Sabbat, sondern am Sabbat nach dem 13. Geburtstag eines Jungen. Von diesem Tag an darf der Junge die Gebetsriemen an- und den Gebetsmantel umlegen und aus der Thora vorlesen. Er wird zu einem "Sohn des Gebots", zu einem "Bar Mizwa". Eine jüdische Geschichte erzählt von einem Jungen, der am Sabbat nach seinem 13. Geburtstag vor den Rabbi tritt. Der Rabbi beschriftet zwei Zettel, rollt sie zusammen und steckt sie dem Jungen in die linke und in die rechte Hosentasche. "Was soll das bedeuten?", fragt der Junge erstaunt. Da antwortet der Rabbi: "Du wirst in deinem Leben gute Tage erleben - und schlechte. Wenn du einen guten Tag hast, wenn dir etwas gelingt, wenn du dich darüber freust, wenn du stolz wirst, vielleicht sogar übermütig - dann greif in die linke Tasche!". Der Junge greift in die linke Tasche, rollt den ersten Zettel auf und liest: "Aus Erde bin ich gemacht. Und zur Erde werde ich wieder zurückkehren". Der Junge schaut den Rabbi betroffen an. Und der Rabbi fährt fort: "Wenn du einen schlechten Tag hast, wenn dir etwas misslingt, wenn du darüber traurig bist, wenn du schuldig wirst und an dir selbst verzweifelst - dann greif in die rechte Tasche!". Der Junge greift in die rechte Tasche, rollt den zweiten Zettel auf und liest: "Auch für mich hat Gott Himmel und Erde gemacht". Der Junge schaut den Rabbi überrascht an. Da sagt der Rabbi: "Diese beiden Sprüche genügen, um in dieser Welt zu bestehen. Der eine Spruch soll dich daran erinnern, dass dein Leben begrenzt ist - das wird dich demütig und bescheiden machen. Der andere Spruch soll dich daran erinnern, dass Gott dich über die Maßen liebt - das wird dich froh und dankbar machen".
Copyright © 1999-2023 Martin-Luther-Kirche, Würzburg. Alle Rechte vorbehalten. Impressum, Datenschutz, Haftungsausschluß. |