Dem Himmel so nah

Streit und Versöhnung

"Es gibt keinen Ort in New York, an dem man dem Himmel so nah ist". An dieses Sprichwort musste ich denken, als ich neulich auf der Aussichtsplattform des Empire State Buildings stand und den Sonnenuntergang über dem Hudson River erlebte. Als der US-Präsident Herbert Hoover am 1. Mai 1931 das für die folgenden vier Jahrzehnte höchste Gebäude der Welt einweihte, konnte er noch nicht ahnen, dass sich die Plattform zu einem Treffpunkt für Verliebte entwickeln würde.


Blick vom Empire State Building
Bild in voller Größe (Foto: Niko Natzschka)

In "An Affair To Remember" (1957) wartet Cary Grant vergeblich auf die große Liebe seine Lebens, Deborah Kerr, die auf dem Weg zum Empire State Building in einen tragischen Verkehrsunfall verwickelt wird. Mehr Glück hat Tom Hanks in "Sleepless In Seattle" (1993), der noch einmal mit dem Fahrstuhl nach oben fährt, weil sein kleiner Sohn einen Rucksack vergessen hat, und auf der Plattform nicht nur den Rucksack, sondern auch seine große Liebe Meg Ryan findet.

Gibt es das wirklich, dass zwei Menschen füreinander bestimmt sind und zueinander finden, ganz gleich, wie verschlungen ihre Wege auch sein mögen? Ich weiß es nicht. Es ist für mich auch nicht wichtig. Denn die "große Liebe" ist für mich nicht der Mensch, der mir begegnet, sondern das, was ich bereit bin, in einen anderen zu investieren.

Dazu gehört für mich die Bereitschaft, sich zum Beispiel einem Konflikt zu stellen. Ich liebe den Streit zwar nicht. Aber ich liebe den anderen im Streit. Und wenn ich ihm den Konflikt verweigere, dann liebe ich ihn nicht.

Darum sage ich allen Paaren, die am 05.05.05 vor das Standesamt treten: "Streitet Euch. Aber versöhnt Euch auch wieder. Spätestens bis zum Sonnenuntergang. Dann seid Ihr dem Himmel sehr nah".


 

 

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