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Eine kleine HostieKonfirmation heute Von den Eltern ein Handy. Vom Paten ein Skateboard. Von der Patin die Knieschoner dazu. Vom Opa ein Lehrbuch Cursus Latinus. Von der Oma selbstgestrickte Socken. Vom Onkel einen Walkman. Von der Tante drei CDs dazu. Und vom Pfarrer eine kleine Hostie. Vier Blumensträuße. Drei Pralinenschachteln. Ein Stofftier zum Kuscheln. Ein Ticket für's Riesenrad. Drei Gutscheine für McDonalds. Zwei Freikarten für's Cinemax. Popcorn und Cola gleich inbegriffen. Und vom Pfarrer einen Schluck Wein. Fünfzehn Briefe, neun davon mit Geldschein. Drei Faxe, zwölf E-mails, sechs Anrufe. Ein Telegramm von Uncle Sam aus Amerika. Eine Einladung zum Tanzkurs. Ein Angebot von der Sparkasse. Und vom Pfarrer einen kurzen Spruch: "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, so wird euch alles andere zufallen". Manchmal frage ich mich: Was habe ich meinen Konfirmanden schon zu bieten? Eine kleine Hostie, einen Schluck Wein und einen kurzen Spruch. Das ist - im Vergleich zu den anderen Konfirmationsgaben - beschämend wenig und zugleich tröstlich viel. Denn die Hostie, die ich meinen Konfirmanden in die Hand drücke, ist das Brot des Lebens. Der Wein, den ich ihnen ausschenke, kommt aus dem Kelch des Heils. Und der Spruch, den ich dazu sage, hilft ihnen vielleicht, am großen Zahltag der Konfirmation die richtige Priorität zu setzen. "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes" heißt für mich: Das Leben ist mehr als Geld verdienen und Geld ausgeben, mehr als Schenken und Beschenktwerden. Leben heißt für mich fragen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wer bin ich eigentlich? Und wozu bin ich da? Als Pfarrer versuche ich Antworten auf diese Fragen zu geben. Auch und gerade an der Konfirmation.
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