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Der Faden nach obenNun danket alle Gott Es war einmal eine kleine Spinne, die lebte glücklich, dankbar und zufrieden in ihrem Netz. Dieses Netz war ihr ganzer Stolz, denn sie hatte viele Tage und Nächte daran gearbeitet. Durch ihren Fleiß hatte sie es schon zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Doch eines Tages drangen Schlagworte an ihr Ohr: "Du musst einsparen, rationalisieren und kürzen". Da wurde die kleine Spinne sehr unruhig. Sie begann, ihr ganzes Netz zu durchsuchen. "Ich muss einsparen, rationalisieren und kürzen", dachte sie sich. Sie suchte und suchte. Und schließlich fand sie einen Faden, der ihr völlig überflüssig schien: Nicht einmal eine einzige Fliege hatte ihr dieser Faden bisher gebracht! Die kleine Spinne zögerte nicht lange. Sie schnitt den Faden durch. Da fiel das ganze Netz in sich zusammen. Warum? Ganz einfach: Es war der Faden nach oben gewesen! Der Faden nach oben, das ist für mich die Beziehung zu Gott. Dieser Faden hält das Netz meines Lebens zusammen. Von einer ungetrennten Beziehung zu Gott erzählt der Dichter Martin Rinckart im Jahr 1636 in seinem Lied "Nun danket alle Gott". Der Liedermacher Gerhard Schöne hat diesen Text im Jahr 1990 umgedichtet und dabei erkennen lassen, wie schnell wir Menschen den Faden nach oben durchtrennen und wie sehr wir darauf angewiesen sind, dass Gott diesen Faden immer wieder spannt: "Nun danket alle Gott, / mit Herzen, Mund und Händen, / die uns so liebevoll / beschenkt an allen Enden. / Die zärtlich uns umhüllt, / uns birgt in ihrem Schoß, / wenn uns so elend ist, / so weh und heimatlos. Oh Gott, mein großes Glück,
/ dein Lieben hat kein Ende. / Du hältst mich nicht zurück, / wenn ich mich von
dir wende. / Doch wenn ich ausgebrannt, / verzweifelt schrei nach dir, / kommst
du mir nachgerannt / und heilst die Wunden mir.
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