Frühling in Arles

Die Explosion der Farben

Der Frühling, der in diesem Jahr so lange auf sich warten ließ, hat Würzburg nun mit seiner ganzen Pracht erreicht. Während der Hofgarten Anfang März noch im Schnee versank, blühen Anfang Mai alle Bäume gleichzeitig.

Diese plötzliche Klimaveränderung lässt mich an den Stimmungsumschwung des holländischen Malers Vincent van Gogh denken, der im Februar 1888 von Paris ins südfranzösische Arles zog. Der depressive Maler sehnte sich nach Sonne und Wärme, doch er kam zunächst einmal in Schnee und Eis. Seine ersten in Arles gemalten Bilder zeigen eine tief verschneite Landschaft in eintönigen Farben.

Doch innerhalb weniger Wochen kommt es zu einer radikalen Veränderung: Das Licht der Sonne lässt den Schnee schmelzen und die ersten Blüten aufbrechen. Mit der Witterung ändert sich auch die seelische Verfassung des Malers. Vincent malt in Arles mehr Bilder als an jedem anderen Ort und verwendet dabei zum ersten Mal in seinem Leben bunte Farben, die das Graubraun der "Kartoffelesser" von 1885 vergessen lassen.

Die "Explosion der Farben" vollzieht sich in mehreren jahreszeitlich bestimmten Schritten: Im April 1888 malt Vincent eine Serie blühender Obstbäume. Dann reist er ans Meer, wo die Skizzen für die "Fischerboote am Strand von Saint-Marie" entstehen. Mit dem Bild "Die Brücke von Langlois" erinnert der Maler an seine holländische Heimat. Im August malt Vincent eine Serie von Sonnenblumen und im September sein wohl bekanntestes Bild, das "Café von Arles bei Nacht".

Gleichwohl bleibt Vincent van Gogh die öffentliche Anerkennung versagt. Er kann zu Lebzeiten nur ein einziges Bild verkaufen, den im November 1888 gemalten "roten Weinberg von Arles". Als er 1890 im Alter von 37 Jahren stirbt, gilt er als gescheiterte Existenz. Was bleibt, sind seine bunten Farben - und die Erinnerung an einen unvergesslichen Frühling in Arles.


 

 

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