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Eure Kinder sind nicht eure KinderAn alle Eltern dieser Welt "Wem ghörschtn du?". Diese Frage habe ich in meiner Kindheit oft gehört. Ich bin in einem kleinen Dorf in Unterfranken aufgewachsen und wusste stets, was damit gemeint ist: "Wie heißen deine Eltern?". Selten hatte diese Frage etwas Gutes zu bedeuten. Es war einmal im Monat August, da tobte ich mit meinen Freunden auf einem großen Strohhaufen, der sich auf einer Anhöhe befand. Im Übermut bewarfen wir Buben uns mit den Strohballen, einige von ihnen rollten den Hügel hinab und platzten auf. Und das Stroh verteilte sich auf dem Acker. Es kam, wie es kommen musste: Plötzlich erschien der Bauer, dem dieser Haufen gehörte. Er war sehr zornig und versuchte, uns zu fangen. Doch meine Freunde waren schneller als er. Nur einen bekam er zu fassen, das war ich. Er packte mich mit seinen großen Händen, die hart waren von der täglichen Arbeit, er schüttelte mich und schrie: "Wem ghörschtn du?". Ich verstand diese Frage wohl, wollte aber meine Eltern nicht verraten. Darum antwortete ich: "Dem lieben Gott". Darüber ärgerte sich der Bauer so sehr, dass er mit seiner harten Rechten ausholte und mir eine Ohrfeige gab, die ich bis heute nicht vergessen habe. Keine Frage, die "Watschn" war verdient. Aber meine Antwort war nicht so verkehrt, wie der Bauer damals meinte. Denn ein Kind ist nicht Besitz seiner Eltern, sondern Gottes Eigentum, den Eltern anvertraut für eine bestimmte Zeit. Jedes Kind gehört dem lieben Gott. Der libanesische Dichter Khalil Gibran (1883-1931) schreibt an alle Eltern dieser Welt: "Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch. Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht. Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, denn sie haben eigene Gedanken".
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