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Loben und PreisenErntedank für Kirchenferne Ausgerechnet von dem bayerischen Musiker Hans Söllner stammt das schönste moderne Erntedanklied, das ich kenne. Dieses Lied heißt "Loben und Preisen" und bedeutet mir deshalb soviel, weil Hans Söllner nicht in dem Verdacht steht, für die Kirche Werbung zu machen. Ganz im Gegenteil. Johann "Hans" Michael Söllner wurde am Heiligen Abend 1955 in Bad Reichenhall geboren. Doch er war von Anfang an kein Christkind. Er besuchte zwar den katholischen Kindergarten. Doch schon in seiner Schulzeit verließ er den Pfad der bürgerlichen Tugend. Weil er sich die Haare lang wachsen ließ, flog er aus dem örtlichen Trachtenverein. Er besuchte die Hauptschule und machte eine Lehre als Koch. Währenddessen versuchte er, sich selbst das Gitarrespielen beizubringen. Doch über drei Akkorde kam er nicht hinaus. Das genügte, um die ersten Lieder zu schreiben. In bayerischer Mundart kritisierte Hans Söllner den Staat, die Gesellschaft und nicht zuletzt die Kirche. Nach einem Jamaika-Urlaub ließ er sich Rasta-Locken flechten, begann Reggae-Musik zu machen und forderte öffentlich die Legalisierung von Marihuana. Damit rief er die Gesetzeshüter auf den Plan, die sein Haus durchsuchten und ihn in Gewahrsam nahmen. Wie ein pubertierender Jugendlicher, der zum ersten Mal gegen den eigenen Vater aufbegehrt, beschimpfte Hans Söllner den damaligen bayerischen Innenminister Günther Beckstein. Er erhielt dafür die höchste Geldstrafe, die je in Deutschland wegen einer Beleidigung verhängt wurde. Das Bayerische Fernsehen zeigt den Rebellen Hans Söllner, wenn überhaupt, nur nach Mitternacht: zum Beispiel beim Chiemsee Reggae Summer in Übersee. Sein Auftritt vor Tausenden von begeisterten Fans gleicht einer Kundgebung. Hans Söllner ruft seine Anhänger auf - zum Ungehorsam gegenüber dem Staat und zum Kirchenaustritt. Und dann singt er das folgende Lied, das ich ausnahmsweise unzensiert wiedergebe: "He liaba Gott, ich mecht die heut amal a bissal loben, ich mecht die preisen, und i mecht Dankschön sagn zu dir! Für des, dast gmacht hast, dass i Arm, Händ hob und Finger. Für mein geilen Arsch, für meine Augn und für mein gsunden Fias! Für die Gefühle, de i hob, wenn i verliebt bin, und für die schenan Worte, de i hear von ihr! Für die schenan blauen Augn von meiner Frau und meinen Kindern! He liaba Gott, für des alles bedank i mi heut amal bei dir!".
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