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Das Wunder von LengedeEin Pastor erinnert sich "Wenn im Herbst die Nebel aufsteigen, dann ist Lengede wieder da". Mit diesen Worten beschreibt der 74-jährige Pastor Karl-Heinz Schnell, der heute in Hameln lebt, seine Erinnerung an das tragische Grubenunglück und das glückliche Ende der Rettungsaktion am 7. November 1963. Am 24. Oktober wurden 129 Bergleute im Schacht Mathilde beim Bruch eines Klärteiches von einer Lawine aus Wasser und Schlamm überrascht. 86 Männer konnten sich noch am gleichen Tag retten, drei weitere wurden nach acht Tagen von Helfern geborgen. Für alle anderen Kumpel schien nach zahlreichen erfolglosen Bohrungen jede Hoffnung verloren. Darum wurde die Rettungsaktion auf Empfehlung der Experten eingestellt. Ein Hauer, der sich mit dem Tod seiner Kollegen nicht abfinden wollte, konnte jedoch erreichen, dass am 3. November, einem Sonntag, eine weitere Bohrung durchgeführt wurde. Dabei geschah, was keiner - außer einem - mehr zu hoffen gewagt hatte: In 60 Metern Tiefe stießen die Helfer plötzlich auf ein Lebenszeichen. Zur gleichen Zeit hielt der 33-jährige Pastor Karl-Heinz Schnell in der Kirche von Lengede einen Gedenkgottesdienst für die Opfer des Grubenunglücks. Doch am Ende seiner Predigt nahm der Gottesdienst eine überraschende Wendung: Ein Amtsbruder überreichte ihm eine Liste mit elf Namen. Pastor Schnell war sich der Bedeutung des Augenblicks bewusst, als er die Namen der Überlebenden vorlas: "Fritz Bär, Siegfried Ebeling, Adolf Herbst ...". Jeder Name löste irgendwo in der Gemeinde Tränen des Glücks aus. Und am Ende gab es Tränen der Trauer über alle, deren Namen nicht vorgelesen wurden. Die Gemeinde stimmte spontan ein Vaterunser an. Und Pastor Schnell tröstete die Trauernden mit den Worten: "So nah, wie euch bin, so nah ist euch Gott".
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