Der Freund der Fischer

Glaube und Selbsterkenntnis

Fischer haben keine Freunde. Es sind einsame, raue Gesellen. Sie schlafen am Tag und arbeiten in der Nacht. Bei jedem Wetter stehen sie am Steuer ihres Kutters und steuern ihn durch Wind und Regen, Sturm und Hagel, Blitz und Donner. Auf der Brücke ihres Schiffes trotzen sie jedem Seegang. Aber sie reden nicht darüber. Denn Fischer haben keine Freunde. Wirklich keine? Doch! Im Jahr 1865 mischte der englische Apotheker James Lofthouse Stärke und Gummi mit Menthol und Eukalyptusöl und ergänzte das Gemisch mit dem Extrakt der Süßholzwurzel. Dann presste er die Masse in rautenförmige Pastillen und füllte sie in kleine Blechdosen. Und seitdem haben Fischer einen Freund, der sie vor Husten und Heiserkeit bewahrt. Es ist "Fisherman's Friend", der mit dem Spruch beworben wird: "Ist er zu stark, bist du zu schwach".

Fischer haben keine Freunde. Diese Regel galt schon zur Zeit des Neuen Testaments. Die Fischer waren eine soziale Randgruppe. Sie lebten am Rande des Sees Genezareth. Und keiner wollte etwas mit ihnen zu tun haben. Wirklich keiner? Doch! Einer schon: Jesus. Er ging auf direktem Weg von Nazareth, das auf einem Berg liegt, hinunter an den See Genezareth. Und die erste Berufsgruppe, die er ansprach, waren die Fischer. Simon und Andreas zum Beispiel. Aber auch Jakobus und Johannes. Kein Zweifel: Jesus hatte ein Herz für Fischer. Und ich kann mir keine schönere Umschreibung seines Namens vorstellen als diese: Jesus ist der "Freund der Fischer". Er ist "Fisherman's Friend".

Damit bin ich bei unserem heutigen Evangelium. Es trägt den Titel: "Der Fischzug des Petrus" und steht in Lukas 5. Diese Geschichte beginnt mit einem Misserfolg. Die Fischer haben bei Nacht die Netze ausgeworfen und nichts gefangen. Und jetzt kommt Jesus und sagt: "Probiert's noch einmal am Tage". Das widerspricht jeder Regel. Denn jeder Fischer weiß, dass die Fische nur nachts für die Netze erreichbar sind, weil sie an der Oberfläche schwimmen, während sie am Tag in tiefere Gewässer abtauchen.

Wider besseres Wissen folgen die Fischer der Anweisung Jesu und werfen am Tag noch einmal ihre Netze aus. Und siehe da, die Netze sind so voll, dass sie sich kaum noch einholen lassen. In diesem Moment erkennt Petrus, wer Jesus ist. Und er erkennt, wer er selber ist. Er fällt auf Knie und sagt: "Herr, gehe weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch". Oder mit anderen Worten gesagt: "Ist er zu stark, bist du zu schwach".

Was will uns diese Geschichte sagen? Erstens. Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis gehören zusammen. Ich kann nur dann zu Jesus finden, eine Beziehung mit ihm aufbauen, wenn ich bereit bin, mich der eigenen Person zu stellen. Zweitens. Wenn ich mich der eigenen Person stelle, erkenne ich, dass Jesus ein Vorbild ist, das ich nie erreichen kann, weil ich ein Sünder bin. Drittens. Gott vergibt mir in Jesus meine Schuld. Und darum kann ich immer wieder ein neues Leben beginnen. Nicht ich bin glaubwürdig. Aber Jesus ist es. Er ist mein Freund. Er ist "Fisherman's Friend".

Niko Natzschka

Copyright © 1999-2023 Martin-Luther-Kirche, Würzburg. Alle Rechte vorbehalten.
Impressum, Datenschutz, Haftungsausschluß
.