Das 18. Kamel

Das Heil kommt von außen

„Das 18. Kamel“, so heißt eine alte orientalische Geschichte. Es war einmal ein weiser Mann, der ritt auf seinem Kamel durch die Wüste. Bei einer Oase traf er drei Männer, die wirkten sehr traurig. Der Weise stieg von seinem Kamel ab und fragte die drei: „Wer seid ihr? Und warum seid ihr so traurig?“. Da sagten sie: „Wir sind drei Brüder. Und wir haben gerade unseren Vater verloren“.

Der Weise versuchte, sie zu trösten, und meinte: „Euer Vater hat euch doch bestimmt etwas hinterlassen“. Da sagten die drei: „Genau darin besteht ja das Problem. Unser Vater hat uns 17 Kamele hinterlassen. Und er hat verfügt, dass der älteste von uns die Hälfte davon bekommen soll, der mittlere ein Drittel und der jüngste ein Neuntel. Aber bei 17 Kamelen ist das unmöglich. Darum streiten wir uns. Und wir finden keine Lösung“.

Da sagte der Weise: „Nehmt mein Kamel dazu, dann habt ihr 18“. Und siehe da, mit einem Mal löste sich das Problem wie von selbst: Der älteste bekam 9 Kamele, also die Hälfte. Der mittlere bekam 6 Kamele, also ein Drittel. Und der jüngste bekam 2 Kamele, also ein Neuntel. Staunend zählten die Brüder zusammen: „9 plus 6 plus 2 sind 17!“. Da lächelte der Weise, bestieg das 18. Kamel und ritt weiter.

In der Theologie ist das 18. Kamel ein Symbol dafür, dass wir Menschen unsere Probleme nicht selbst lösen können, sondern immer auf die Hilfe eines Außenstehenden angewiesen sind. Das heißt: Wir brauchen in jedem Konflikt einen unabhängigen Mittler, der sich einbringt und anschließend wieder herauszieht. Denn das Heil kommt – nach christlichem Verständnis - immer von außen. Manchmal in Gestalt eines Kamels.

Niko Natzschka







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