Die Hagebutte

Kein Krapfen ohne Hiffenmark

"Ein Männlein steht im Walde, ganz still und stumm". Dieses Lied stammt von dem deutschen Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) und beschreibt nicht - wie vielfach angenommen - den Fliegenpilz, sondern eine rote Frucht, die im Winter an kahlen Ästen hängt und sich leuchtend vom weißen Schnee abhebt: "Das Männlein dort auf einem Bein mit seinem roten Mäntelein und seinem schwarzen Käppelein kann nur die Hagebutte sein".

Die Hagebutte dient nicht nur als Nahrung für Vögel, sondern sie ist wegen ihres hohen Gehalts an Vitamin C auch beim Menschen ausgesprochen beliebt. Die aus der Hagebutte hergestellte Konfitüre, das sogenannte Hiffenmark, ist ein unverzichtbarer Bestandteil eines jeden Faschingskrapfens.

Wenn ich am heutigen Faschingssonntag nach einem solchen Krapfen greife, dann ist das für mich nicht nur ein spröder Akt der Nahrungsaufnahme, sondern ein zutiefst sinnliches und emotionales Erlebnis. Der Krapfen ist rund und hat zwei braune Hälften, die durch einen weißen Ring getrennt werden. Ich beiße hinein und schmecke zunächst den süßen Puderzucker, dann den weichen Hefeteig und schließlich das kühle Hiffenmark, das sich über meine Zunge ergießt. Der Krapfen leistet im Mund keinerlei Widerstand, sondern er gibt gerne sein Innerstes preis.

Leider kann ich nicht vergessen, dass ich einmal bei einer Faschingsfeier einem üblen Scherz aufgesessen bin: Ich biss völlig arglos in einen leckeren Krapfen, aus dem - zur Freude meiner Gastgeber - extrascharfer Senf spritzte.

Seitdem schaue ich mir jeden Krapfen vor dem Verzehr genau an. Ich lasse mich weder von der braunen Hülle noch von dem weißen Zucker täuschen, sondern ich achte stets auf das kleine Loch, das sich an der Seite des Krapfens befindet: Ein gelbes Loch heißt - Vorsicht! Ein rotes - guten Appetit!


 

 

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