Nachgedacht

Zeichen der Hoffnung am Ort des Zweifels

Moderne Kunst in Grombühl

"Thomas, der Zweifel und wir". So lautet der Titel einer Holzplastik, die seit kurzem die Altarwand der Thomaskirche im Würzburger Stadtteil Grombühl schmückt. Diese Plastik stammt aus der Werkstatt des Wernecker Bildhauers Julian Walter. Der Künstler orientiert sich dabei nicht an der bekannten Darstellung von Thomas und Christus aus der Hand von Ernst Barlach. Er zeigt die Begegnung des Zweiflers mit dem Auferstandenen in einer abstrakten Weise, die nur in einem Punkt konkret wird.

Eine große blaue Holzscheibe steht für die Ewigkeit. Fünf kleine Scheiben zeigen die Wundmale Christi. Dazu kommen, gleichsam in der Luft schwebend, fünf schwarze Hände. Sie berühren die Wundmale und vergewissern sich somit des Heils.

Zweifellos, diese Plastik passt in die Thomaskirche, so wie der Name dieser Kirche zum Stadtteil Grombühl passt. Denn aus dem aufstrebenden Eisenbahnerviertel des vergangenen Jahrhunderts ist längst ein Ort des Zweifels geworden. Eingezwängt zwischen dem langen Bergrücken des Steins und der stählernen Linie der Bahn drängen sich dichte Häuserzeilen, die von Einbahnstraßen durchzogen sind. Auf den verstaubten Balkonen am verkehrsdurchfluteten Stadtring zeigen sich nur noch wenige, meist ältere Bewohner. Und die düstere Kulisse der Kliniken fördert nicht unbedingt die Genesung der dort untergebrachten Kranken.

Gleichwohl gibt es kaum einen Stadtteil, der von seinen Bewohnern so geliebt wird, wie Grombühl. Immer wieder erzählen mir alte Würzburger voller Stolz, dass sie ihre Kindheit in Grombühl verbracht haben, eine glückliche Kindheit wohlgemerkt. Für sie ist Grombühl kein sterbendes Stadtviertel, sondern bis heute ein lebens- und sogar liebenswerter Teil von Würzburg.

Der Künstler Julian Walter hat am Ort des Zweifels ein Zeichen der Hoffnung gesetzt. Er hat gezeigt, welche beiden Fluchtwege aus den Häuserschluchten einer modernen Großstadt führen: der Glaube und die Kunst.


 

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