Nur ein leises Knacken

Und plötzlich ist es Ostern

Es gibt Momente, die wir nie vergessen. Sie verändern unser Leben. Sie prägen sich ein in unser Gedächtnis. Diese Momente kommen plötzlich. Sie kündigen sich nicht vorher an. Und wenn wir sie bemerken, dann sind sie schon wieder vorbei. Solche Momente können alles verändern. Und nichts ist mehr so, wie es vorher einmal war. Sie brennen sich ein in unsere Seele - wie das Brandeisen im Fell eines Tieres. Wie die Freude beim erstverdienten Geld. Wie der Sieg bei einem schon verloren geglaubten Spiel. Wie das Gefühl der ersten Liebe.

Von einem solchen Moment möchte ich jetzt erzählen. Es war kein Blitz aus heiterem Himmel. Es war kein Donner aus dunklen Wolken. Es war kein Sturmwind auf hoher See. Es war keine Feuersbrunst im ausgedörrten Wald. Es war nur ein leises Knacken. Wie ein Streichholz, wenn man es zerbricht. Wie ein Ast, auf den der Wanderer tritt. Wie ein Schloss, das plötzlich aufspringt. Es war nur ein leises Knacken.

Die beiden Männer, die es hörten, sahen sich an. Und sie verstanden auf einmal, was sie zuvor nicht begriffen hatten. Was so lange im Dunkeln war, stand plötzlich im Licht. Wie lange hatten sie nach einer Lösung gesucht! Wie oft hatten sie miteinander geredet und gestritten! Wie viele Nächte nicht geschlafen! Und plötzlich war alles klar: Es war nur ein leises Knacken.

Die beiden Männer sprangen auf. Sie liefen in das Dunkel der Nacht. Sie liefen von ihrem kleinen Dorf in die benachbarte Stadt. Sie stürmten in das Haus ihrer Freunde, blickten in überraschte, entsetzte Gesichter und riefen: "Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Wir haben ihn gesehen - draußen in Emmaus". "Und woran habt ihr ihn erkannt?", fragten die anderen Jünger. "Es war nur ein leises Knacken", sagten die beiden. "Wir haben ihn erkannt, wie er das Brot brach. Jesus nahm das Brot, dankte und brach's. Und er sagte: Merkt euch das. Und vergesst es nie. Solches tut zu meinem Gedächtnis".