Schein oder Sein

Kaffee mit Rum

Es ist alles ganz einfach: Man nehme eine Messerspitze voll Kakao und fülle sie mit einem Teelöffel Zucker und einem kleinen Glas Rum in einen vorgewärmten Becher. Dann gieße man alles mit einem starken heißen Kaffee auf und kröne das Getränk mit einer Haube aus frischer Schlagsahne und einigen Schokoladensplittern. Und fertig ist er, der Pharisäer. Wie kommt dieses wunderbare Getränk zu einem so merkwürdigen Namen?

Es war einmal ein Dorf in Friesland, das lag dicht am Meer. In diesem Dorf lebten Bauern und Fischer, alles arme und bescheidene Leute, die nur eins gemeinsam hatten: ihren großen Durst. Sie tranken sooft und soviel sie konnten - und ihr Lieblingsgetränk war der Rum. Der Pastor dieser Gemeinde war ein eifriger Mann. Er wetterte jeden Sonntag gegen die Trunksucht - und zwar so laut und deutlich, dass die Kirche bebte.

Nun war es üblich, nach einer Taufe oder Trauung den Pastor zur anschließenden Feier einzuladen. Es gab jedesmal ein gutes Essen, natürlich ohne Schnaps und Bier. Man wollte den Pastor ja nicht verärgern. Doch zum Nachtisch gönnte man sich stets eine gepflegte Tasse Kaffee. Der Pastor war arglos. Denn er wusste nicht, was sich unter dem Sahnehäubchen verbarg. Und er bekam seinen Kaffee immer ohne Alkohol serviert.

Der Pastor merkte wohl, dass die Stimmung beim Kaffeetrinken immer fröhlicher und ausgelassener wurde. Aber er konnte sich das einfach nicht erklären - bis man ihm eines Tages die falsche Tasse vorsetzte. Er nahm einen Schluck von dem Rumkaffee, blickte empört in die Runde und rief: "Ihr Pharisäer!".

Die Bibel warnt vor den Pharisäern, die einen frommen Anschein erwecken, aber nicht nach Gottes Willen leben. Ein Sprichwort mahnt: "Hüte dich vor den Menschen, die behaupten, die Wahrheit gefunden zu haben. Aber halte dich an die, die sie suchen".


 

Copyright © 1999-2023 Martin-Luther-Kirche, Würzburg. Alle Rechte vorbehalten.
Impressum, Datenschutz, Haftungsausschluß
.